Die Unionsfraktion des Bundestages hat am 7. Nordische Modell einzuführen und den Kauf sexueller Dienstleistungen prinzipiell zu kriminalisieren. Derartige politische Forderungen häufen sich auf nationaler und europäischer Ebene siehe etwa hierS. Ziel des Sexkaufverbots nach schwedischem Vorbild ist ein Bewusstseinswandel in Thomas Fischer Prostituierte Anspruch Bevölkerung. Prostitution soll als Menschenrechtsverletzung begriffen werden, die einer echten Gleichstellung der Geschlechter zuwiderläuft. Doch die von der Union behaupteten Zahlen zu Umfang und Struktur der Prostitution in Deutschland sind spekulativ und die Forderungen hypokritisch. Sie blenden relevante Facetten und Akteure aus und ignorieren verfassungsrechtliche wie dogmatische Probleme. Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und zuletzt Israel haben das sog. Wenn die Nachfrage nach der angebotenen Leistung kriminalisiert würde, käme das de facto einem Berufsverbot gleich. Ein solches wäre nach Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nur zum Schutz überragend wichtiger Gemeinschaftsgüter gegen nachweisbare oder höchstwahrscheinliche schwere Gefahren zulässig und erst dann, wenn alle weniger invasiven Eingriffe keinen Erfolg versprächen. Nach dem derzeitigen empirischen Kenntnisstand S. Eine konsensuale sexuelle Interaktion zwischen Erwachsenen strafrechtlich zu verbieten, unterliegt einem erheblichen Rechtfertigungsdruck. Ein Sexkaufverbot ist die Einschränkung einer spezifisch weiblichen Form des Gelderwerbs. Eine belastende Regelung, die faktisch Frauen in überdurchschnittlicher Anzahl betrifft, wirkt als eine mittelbare Diskriminierung für diejenigen, die die Tätigkeit freiwillig und selbstbestimmt ausüben. Die Tatsache, dass Ermittlungen im sog. Strafrecht darf als ultima ratio nur und erst dann eingesetzt werden, wenn hochwertige Rechtsgüter nicht anders geschützt werden können. Polizeiliche und behördliche Ermittlungsarbeit zu erleichtern, ist hingegen nicht die Aufgabe von Strafrecht Renzikowski, An den Grenzen des Strafrechts — Die Bekämpfung der Zwangsprostitution, in: ZRP Es sprechen durchaus gute Gründe für die Idee des Nordischen Modells. Das wiederum setzt einen Anreiz für Menschenhandel sog. Die Verfügbarkeit weiblicher Sexualität und die Zentrierung auf männliche Bedürfnisse konstruiert männliche Überlegenheit, trägt zu einem patriarchalen Geschlechterverhältnis bei und führt die Ungleichverteilung sexueller Freiheiten zwischen Frauen und Männern fort Vgl. Gerheim, Die Produktion des Freiers, S. Insofern könnte die Stellungnahme des Gesetzgebers, die generelle Verfügbarmachung weiblicher Sexualität für männliche Bedürfnisse zu verneinen, wie sie durch ein Sexkaufverbot zum Ausdruck gebracht würde, als emanzipatorisch verstanden werden. Niemand käme auf die Idee, die Inanspruchnahme weiblicher Reinigungsdienste, Pflegedienstleistungen oder die Hausfrauenehe strafrechtlich zu verbieten. Zudem gibt es Aspekte in der Sexarbeit, die patriarchale Machtstrukturen sogar infrage stellen. Thomas Fischer Prostituierte Anspruch kann bedeuten, dass sexuelle Verfügbarkeit neu und auf Augenhöhe verhandelt, heterosexuelle Normativität mit den ihr inhärenten Machtstrukturen gebrochen und sexuelle Devianz nicht moralisch abgewertet und verurteilt wird Vgl. Feministische Perspektiven, S. In einigen Bereichen erfüllen sexuelle Dienstleistungen therapeutische Funktionen. Neben der Sexualbegleitung betrifft das auch den Bereich Tantra-Massage, die dazu dienen soll, Menschen in ihrer Ekstasefähigkeit und in ihrer Selbstwahrnehmung zu sensibilisieren und eine erfülltere Sexualität jenseits sexueller Skripte zu ermöglichen. Männliche Sexarbeitende berichten von Kundinnen, die nach einer Vergewaltigung ihren Escort-Service in Anspruch nehmen, um in einer sexuellen Interaktion das Gefühl von Kontrolle zu haben und wieder Sicherheit zu gewinnen. Sexuelle Dienstleistungen werden nicht nur von Männern in Anspruch genommen, sondern von Personen aller Geschlechter. Eine wirksame Hilfe bedarf teurer staatlicher Fürsorge und Unterstützung bei Thomas Fischer Prostituierte Anspruch Bewältigung der Bedingungen, die erst zu den finanziellen und sozialen Notlagen führen, die die Sexarbeit für viele als die beste oder einzige Option erscheinen lassen. Dies betrifft insbesondere Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, deren Bildungsabschlüsse hier oft nicht anerkannt werden, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, vertiefte Sprachkenntnisse zu erwerben oder gar nicht über einen legalen Aufenthaltsstatus verfügen. All diese Bedingungen für prekäre Arbeits- und Lebensumstände will gerade die Unionsfraktion jedoch nicht verändern. Das Positionspapier der Unionsfraktion konstatiert, dass Verurteilungen im Bereich Menschenhandel und Zwangsprostitution häufig an der fehlenden Aussagebereitschaft der Opfer scheitern S. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Betroffenen von Menschenhandel und Zwangsprostitution eher zu Aussagen bereit wären, wenn der Kauf Thomas Fischer Prostituierte Anspruch Dienstleistungen generell kriminalisiert würde; insbesondere dann, wenn mit einer belastenden Aussage weiterhin fehlender Schutz vor den Tätern und vor Abschiebungen einherginge. Bündnisse wie der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel verweisen auf die Notwendigkeit eines gesicherten aufenthaltsrechtlichen Status S. Diesen Vorschlag sucht man im Positionspapier jedoch vergeblich, ebenso wie den Hinweis darauf, dass Studien existierendie nahelegen, dass das schwedische Sexkaufverbot zu einem Anstieg der Gewaltprävalenz, schlechteren Arbeitsbedingungen und erhöhten Gesundheitsrisiken S. Die Unionsfraktion behauptet S. Solche Zahlen sind jedoch spekulativ. Die dafür erforderlichen teuren Studien wurden auch während der unionsgeführten Regierungen nicht in Auftrag gegeben. Diejenigen, die in der Sexarbeit einen akzeptablen bis lukrativen Beruf, einige auch ihre Berufung gefunden haben, werden im Positionspapier als marginal abgetan. Die Reduktion auf ein reines Opfernarrativ suggeriert eine Hilf- und Willenlosigkeit von Frauen, die das Stereotyp einer Oper-Täter-Dichotomie perpetuiert, welches seinerseits Sexismen und Rassismen re- produzieren kann. Die stark vereinfachte Beschreibung der Realitäten in der Prostitution blendet Facetten der Sexarbeit und sexuellen Selbstbestimmung aus, die komplexere Problemlösungsansätze erfordern würden. Doch die Frage nach der Autonomie in der Sexarbeit wird durch ein schlichtes Verbot nicht beantwortet. Ein generelles Verbot zu fordern, ohne diese komplexen Fragen auch nur aufzuwerfen, ist populistisch.
Theresa Richarz und Franziska Brachthäuser Theresa Richarz und Franziska Brachthäuser sind Juristinnen und Alumna der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte. Februar Nicht einvernehmlicher Sex ist nichts, was einfach passiert. Das ist eine grob unbillige Konstruktion, die auch die gesetzlichen Wertungen des ProstG auf den Kopf stellt. Ein Gesetzesentwurf in Spanien sehe zum Beispiel Freiheitsstrafen von bis zu vier Jahren für diejenigen vor, die Zimmer oder Unterkünfte für Prostituierte bereitstellen.
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Anzeige. Massagen, Webcam-. Justiz. ↑ Thomas Fischer: Fischer im Recht/Prostitution. Vielmehr ist der Markt in mehrfacher Hinsicht äußerst heterogen: im. Thomas. Angebot (Domina, BDSM5, Escort, klassischer Sex, Tantra-. Mit dem Prostitutionsgesetz (ProstG) wurde nicht die Prostitution legalisiert, sondern in erster Linie die sogenannte Sittenwidrigkeit. Prostitution legal in Anspruch genommen werden kann, für potenziell verfassungswidrig. Freiheit für. August Ex-Banker muss auf Prozess warten / Sex-Auskunftspflicht für Mütter / Thomas Fischer kann freundlich sein.ISSN tagesspiegel. Jemanden, der in Serie Banken ausraubt, ein Versicherungsbetrüger oder ein notorischer Heiratsschwindler ist, würde man nicht ungestraft davon kommen lassen, egal, wie sein Leben privat aussieht. Februar So denkt die AfD über Prostitution! WRITE A COMMENT 1. Dies ist ein Begriff aus Paragraf Bürgerliches Gesetzbuch: Sittenwidrige Geschäfte sind nichtig. Danach hat ein Arbeitnehmer nicht stets Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. In: europarl. Hauptseite Themenportale Zufälliger Artikel. Social Science Research Network, Rochester, NY We expect comments to be matter-of-fact, on-topic and free of sarcasm, innuendo and ad personam arguments. Position unterschiedlicher Verbände und Institutionen [ Bearbeiten Quelltext bearbeiten ]. Das soll durch die bereits verabschiedete Istanbul-Konvention des Europarates geändert werden: Sie verlangt, dass jegliche nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen strafbar sein soll. Vereinigte Staaten von Amerika [ Bearbeiten Quelltext bearbeiten ]. Kritisiert wird weiterhin der Ansatz, Menschenhandel durch eine allgemeine Kriminalisierung der entgeltlichen Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen zu bekämpfen. Die Piratenpartei fordert Selbstbestimmung auch im Sexgewerbe und lehnt das Nordische Modell ab. April , abgerufen am 2. NSWP Scotland UK, abgerufen am September , abgerufen am 3. August eine internationale Konferenz von Amnesty International einen bemerkenswerten Beschluss gefasst hatte. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Pro Medienmagazin, Siehe auch : Abolitionismus Prostitution. September, Die "herrschende Meinung" kämpft ein Rückzugsgefecht um die Position der sogenannten "Sittenwidrigkeit". Die Polizei hat schon immer ein hohes Interesse an allem, was mit dem sogenannten "Rotlicht" zusammenhängt. Strafrecht darf als ultima ratio nur und erst dann eingesetzt werden, wenn hochwertige Rechtsgüter nicht anders geschützt werden können. Planungen für das Strafgesetzbuch: Strafbarkeit der Freier von Menschenhandelsopfern. Der Bundesjustizminister hat die explizite Regelung einer Freier-Strafbarkeit im Strafgesetzbuch angekündigt. Auch die Anzahl der Kinder in der Prostitution habe sich erhöht. Obwohl doch der vorgespielte Ernstfall als gegenwärtige, aktuelle Drohung fantasiert war. Das knappe Trinkgeld teilen sich Mändi und Sven, der Betreiber des Salons "Haar-Nadelkurve", gewiss geschwisterlich. Zur Sache: Was erwarten Sie von einem gelungenen Prostituierten-Besuch? In: Der Tagesspiegel Online. Kategorien : Prostitution Prostitutionsrecht. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch [ ] zufolge seien Prostituierte auch mehr und mehr gezwungen, alleinständig und ohne das Wissen anderer zu arbeiten. In Schweden hat eine weitere deutsche Expertin die Sinnlosigkeit eines solchen Gesetzes verdeutlicht.