Erschlaffendes phallisches Gemüse. Berlin, Dezember Zuerst muss man natürlich sagen: Wir haben uns köstlich amüsiert. Auch rundherum im Zuschauerraum der Schaubühne gluckste und gluckerte es vergnügt, als zum Beispiel der vor Erregung beinahe berstende Eduard Schwarz alias Sebastian Nakajew immer lauter stöhnte und die engelgleiche Laura Tratnik in ihrem fleischfarbenen Plisseekleidchen als Lulu nichts weiter tun musste, als ihm mit treuherzigem Blick die Hand sanft aufs Gemächt zu legen. Nur der Herr neben mir blickte missvergnügt. Fühlte er sich erkannt als Mitglied der scheinbar höchst minderbemittelten Gattung Mann, deren vollkommen unzureichenden erotischen und auch sonstigen Horizont Volker Lösch hier einer theatralischen Untersuchung unterzog? Und Frank Wedekinds, an der Schwelle der Moderne entstandenes höchst männliches Drama über das, was er für das Ewigweibliche, Verderbliche, Abgründige, aber auch der machistisch-kapitalistischen und brutalisierten Gesellschaft heilend auf die Sprünge helfende hielt: die Monstre-Tragödie "Lulu" nämlich. Wobei Wedekinds Lulu eine Art weiblicher Caligari ist, ein Wesen, dessen Extreme sozusagen fast beiläufig und wie in erotischer Trance die finstere Rückseite des Fortschritts und die von der Zivilisation gebändigten und in aggressive Produktionsverhältnisse umgewandelten Lüste offenlegt. Aber solche Deutungen sind hier völlig fehl am Platz. Sie sind auf Stahlseile aufgefädelt, was den Mitwirkenden ermöglicht, sich sozusagen aus dem Bauch des Theaters wie in einem Geburtsprozess durch die Kissenfront auf die Bühne zu quetschen, wie aus Körperfalten zwischen den Kissen hervorzubrechen. Am Anfang steht erst mal ein minderbemitteltes Männerquartett Felix Römer, David Ruland, Nico Selbach und Sebastian Nakajew davor, das in einer Textsuada sabbernd ein Traumbild von Frau herbeifantasiert und in Gedanken sogleich entkleidet. Sie gehören den eigentlichen Protagonistinnen des Abends, angeblich sechzehn Berliner Sexarbeiterinnen nämlich, die uns alsbald in wesentliche Fragen ihres Berufsstands einweihen werden. Was einen erheblichen Anteil am Vergnügungspotenzial des Abends hat. Oder dem Verständnis, das die Damen vom Gewerbe den sexunwilligen Ehefrauen und Freundinnen von Typen entgegenbringen, die sich als Kunden als erotische Analphabeten erweisen. Was wir braven Bürgerlein eben schon immer über das Milieu wissen wollten, uns aber nie zu fragen trauten. Volker Lösch leistet hier glänzende Aufklärungsarbeit. Goll wird vom Schlag dahingerafft, Lulu macht den nächsten an, den verklemmten Schwarz der hier kein Maler sondern Fotograf mit goldener Kamera ist — the man with the golden cameraphallus sozusagen. Jede neue Paarung der Lulu wird durch einen Balztanz vor dem Kissenwall manifestiert, bei dem die jeweils in zuckenden Verrenkungen sich übertreffenden Männer erneut ihre grundsätzliche Verklemmtheit unter Beweis stellen dürfen. Aber es bleibt alles sehr sauber an diesem Abend, der mit der schummrigen Kehrseite unserer Moral kokettiert, sie aber nur zum Anlass für ein paar Gags und schlüpfrige Witze nimmt, die auch bei Loriot noch durchgehen dürften. Die dunkle Seite des Gewerbes kommt nicht wirklich zur Sprache, weder seine gesellschaftlichen Voraussetzungen noch seine Abgründe wie Menschenhandel, Vergewaltigung und Kinderpornografie. Schöning aus einem der Kopfkissen eine Mega-Koksspur über die Bühne streut und sie mit einem mannshohen Rohr sich in die Nase zieht. Und da lacht es wieder herzlich, das Publikum. Am Ende kommt, Kenner werden es wissen, Jack the Ripper ins Spiel. Er meuchelt nicht nur die lesbische Lulu-Gespielin Gräfin Geschwitz, der in der Schaubühne Luise Wolfram etwas zeitgenössisch Berlin-Mittiges und Kunstprofilneurotisches gibt, sondern auch Lulu — um nachher ihre Geschlechtsorgane fein säuberlich herauszuschneiden und, wie Muttern die sauren Gurken, in Weckgläser einzulegen. Selbiges hatte schon Frank Wedekind sozusagen aus dem Leben gegriffen. In der Berliner Schaubühne packen nun die unterversorgten Männerabziehbilder, die Lösch uns hier als wenig ernstzunehmende Freier vorgeführt hat, die Damen allesamt brutal am Nacken, um sie zwecks Ermordung durch die Kissenspalten zu drängen und hernach mit Einmachgläsern samt eingeweckten Organen daraus wieder hervorzutreten. Dumm gelaufen, denkt man noch. Da hat sich am Ende quasi doch noch die brutale, blutrünstige Wirklichkeit und damit auch Frank Wedekind gegen Volker Löschs lustiges Nutten- und fröhliches Freierparadies durchgesetzt. Aber zu früh Loriot Wann Kommen Die Nutten. Na, wenn das nicht zündendes politisches Theater ist! Lulu - Die Nuttenrepublik nach Frank Wedekind mit Texten von Berliner Sexarbeiterinnen Textfassung von Volker Lösch und Stefan Schnabel Inszenierung: Volker Lösch, Chorleitung: BerndFreytag, Bühne: Carola Reuther, Kostüme: Cary Gayler, Dramaturgie: Anke Mo Schäfer, Stefan Schnabel, Licht: Erich Schneider. Mehr zu Volker Lösch Loriot Wann Kommen Die Nutten es im nachtkritik-Archiv. Und eine "Lulu"-Aussteigerin berichtete in der aktuellen Ausgabe des Berliner Stadtmagazins tip über die Proben. Nur, warum interessiert sich der Regisseur so wenig für sie?
Ich habe durchaus die Argumentation von Herrn Lösch zu Kenntniss genommen, in der die Käuflichkeit aller hervorgehoben wird, aber jemanden, der sich Darstellerinnen käuflich erwirbt zu einem Spottpreis, obwohl sie offensichtlich die eigentlichen Hauptdarstellerinnen sind, tatsächlich in einer solchen Argumentation ernst zu nehmen, fällt mir nun einmal schwer. Seltsam wie Sie Übergriffe gegenüber Männern verharmlosen. Zur Wehrpflicht fällt mir nur ein, sie sollte auch für Frauen gelten, zur vollen Gleichberechtigung in der Tat, wie sie es formulieren, so wie Väter nach der Trennung freien Zugang zu ihren Kindern haben solllten und und und To find out more, including how to control cookies, see here: Cookie Policy. Lulu, Schaubühne: dialogisch aushandelbar 97
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Diesen Artikel drucken. Mr. Wong. Artikel empfehlen. Sie Loriot. „Und heute, liebe Fahrschüler, lernt ihr, wie man verfeindete Clans, fremde Dealer und faule Nutten über den Haufen fährt. 1, Der Strich, Es war einmal in Wien: Ein Strizzi, Dealer, Bordellbesitzer, Spieler, Knacki, Ausbrecher Prostituiertengesetz, Claus Peymann. Loriot verstarb vor zwölf Jahren, jedoch ist seine Kunst noch heute Nutten» vorkam und auch Dieter Thomas Heck wollte in seiner Hitparade den. Loriot-Sketch waren. Drucken. "Du fickst Nutten!" wird Meredith ihm an den Kopf werfen.Auf diese Weise könnte ebenfalls die Gefahr eines sich unkontrolliert ausbreitenden Medienskandals vorgebeugt werden oder zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht drastisch reduziert werden. Eine Knastbiografie oder den Bezug von Hartz IV öffentlich zu erklären, sind sicher auch nicht gerade leicht, aber sich als Nutte auf einem Podium zu outen, dazu gehört sehr viel Selbstverständnis und normaler Umgang mit dem eigenen Beruf. Seine Interpretation von « Last Christmas »:. Dort finden seither Ausstellungen und Veranstaltungen zu seinem Schaffen statt. Vielmehr gilt: "Die Natur ist Satans Kirche" wie Charlotte Gainsbourg einmal sagt. März bist Nehmen sie die Sperre aus ihrem Hirn und fangen sie endlich an über beide Geschlechter gleichberechtigt nachzudenken. Bei Männern oder auch Frauen auf die Genitalien oder wie im Fall von Frau Merkel auf die sekundären Sexualmerkmale zu zielen und etwas ganz anderes zu meinen ist mittlerweile so üblich wie es auch gelegentlich lächerlich ist, aber eben nicht komisch, oder wenn von einer groben Humorlage, die mir nicht ganz so liegt, da sie zuviel von der Wahrheit zu schüttet, statt sie zu lüften. Auf dem Foto oben rechts mit Peter Laskaris, auf dem darauffolgenden mit Stefan Fischer, einem Wegbegleiter aus den 80ern und mit Top-Fotograf Götz Schrage …. Der dichtende und singende Ex-Zuhälter Freddy Rabak ist Wiens neuer Kult-Krimineller. November geboren. Theater erklärt ja auch nicht, es schnappt sich meist nur punktuell einige Facetten aus der Wirklichkeit und setzt sich mit ihnen künstlerisch auseinander. Dabei betrachte ich Mann und Frau nicht als Feinde, sondern als Partner. Die anderen "Männeropfer" sind wohl eher Opfer der metaphorischen "Waffen der Frau" bzw. Sie sind keine Feministin. E-Mail Erforderlich Name Erforderlich Website. Diesen Satz von Nicole Kidman? Occupe-toi de Sophie! Log in now. Geniale Aktion mit dem Spendenkalender, cher ARNO! Sie sind so angesteckt davon Positionen der Lächerlichkeit preiszugeben ohne sie tatsächlich der selben überführt zu haben, dass man nur noch lächeln kann. Lulu in der Schaubühne: Nachtisch im Edelbordell Vorhang bitte! Löschs "Lulu" dagegen will in meiner Wahrnehmung aber auf etwas anderes hinaus, auf die Entkriminalisierung und Rechtssicherheit von Sexarbeiterinnen bzw. Und ich kann mir jede Einführung sparen, denn die habe ich hier ja schon bekommen. Strichphilosoph Freddy Charles Rabak. E-Mail Erforderlich Name Erforderlich Website. Auf Facebook teilen Facebook An Freund senden Whatsapp. Nicht alle, zum Glück. Langsam wird mir möglicherweise klar, warum Sie hier so sehr dagegen argumentieren müssen? Um sie als deren eigene Fantasien auszugeben? Zur Strafe müssen sie ständig ihre blanken Hoden und Hintern dem Publikum zeigen.